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KRITIK DRESDNER MUSIKFESTPIELE: Wenn wenig Holz viel Holz ersetzt

Ist in der Instrumentalmusik von einem Quartett die Rede, so geht es fast immer um Streicher. Aber da gibt es noch mehr, wie ein Konzert der Dresdner Musifestspiele zeigte.

Von Torsten Kohlschein erschienen am 29.05.2018 in “FREIE PRESSE”

Dresden. Warum gilt das Saxofon eigentlich als Holzblasinstrument? Sieht doch jeder, dass das Ding aus Blech ist! – So berechtigt die Frage, so einfach die Antwort. Es geht in diesem Fall nicht darum, woraus das Instrument ist, sondern was den Ton erzeugt. Und das ist beim Saxofon ein ins Mundstück gespanntes angeschliffenes Blatt aus Schilfrohr, für dessen beim Anblasen entstehende Schwingungen die “Blechkanne” nur den Resonanzkörper bildet.

Dass indes ein solches Instrument gleich vierfach auf dem Podium
erscheint, ist in Deutschland, noch dazu in der Klassik, selten.
Anders als im Geburtsland Frankreich, ist das Saxofon hierzulande
in diesem Genre eher ein geduldeter Exot. Wieso eigentlich? Das
fragt man sich um so mehr nach dem Konzert des Signum
Saxophone Quartet am Sonntagabend zu den Dresdner
Musikfestspielen im ausverkauften Atrium der Sparkassen-
Versicherung Sachsen im Stadtteil Mickten. Zumal ein Haydn-
Streichquartett das Programm eröffnete, das für Sopran- (Blaž
Kemperle), Alt- (HayrapetArakelyan), Tenor- (Alan Luzar) und
Baritonsaxofon (Guerino Bellarosa) arrangiert war. Wenig Holz statt viel Holz also, das dieser vor Entstehung ihrer Instrumente gesetzten Musik neue Aspekte entlockte. Mehr Kontraste von Laut und Leise etwa. Andere Klangfarben sowieso.
Aber das war bei Weitem nicht alles an diesem Abend. Bei einem Arrangement von Modest Mussorgskis Klavierwerk “Bilder einer Ausstellung” zeigten die vier jungen Männer in Schwarz, welcher Farbreichtum in ihren Instrumenten steckt. Das klingt mal nach Flöte, mal nach Horn, ja, mit spezieller Anblastechnik entlockte Guerino Bellarosa seinem Bariton, dem unterschätztesten Mitglied der Familie Sax, gar Töne, die wie tiefe Pizzicati klangen. Perfekt aufeinander eingespielt und die vielen heiklen Passagen des Stücks scheinbar mühelos meisternd, erweckte das Quartett den Eindruck, als seien die “Bilder” extra für diese Besetzung geschrieben worden.
Das Publikum war aus dem Häuschen – und konnte gleich draußen bleiben, als die Vier nach der Pause eine Suite aus Leonard Bernsteins “West Side Story” spielten, die in Sachen Rhythmik, Effektreichtum, perkussiver Klänge etcetera noch eine Schippe draufpackte.
Der zwei kurzen, hochvirtuosen Stücke “Four For Tango” von Astor Piazzolla und “Spain”, einer “Aranjuez”-Variation nach Joaquín Rodrigo von Chick Corea, hätte es fast nicht mehr bedurft. Denn beweisen mussten die Musiker da schon längst nichts mehr.

BACHianas Tour 2018 with Alberto Casadei, cello

Dear friends! We are very excited to announce BACHianas Tour 2018 with our dear Alberto Casadei​ – cello.

15th February Schloss Elmau​ DE
18th February Salone Estense Varese IT
20th February Kaiser Friedrich Halle Mönchengladbach DE
21st February TivoliVredenburg​ Utrecht NL
22nd February Teatro Ponchielli di Cremona​ IT
25th February Stadsschouwburg & Philharmonie Haarlem​ NL

Can´t wait to see you there.
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Saxophon-Quartett verzaubert Zeughaus / KRITIK

Neuss. Gemeinsam mit Pianist Michail Lifits gab das “Signum Saxophone Quartet” in Neuss ein Gastspiel. Von Heide Oehmen

Während seiner ausgedehnten Europa-Tournee, die unter anderem nach Haarlem, Utrecht, Cremona und Varese führt, machte das “EchoKlassik”- prämierte “Signum Saxophone Quartet” auch im Neusser Zeughaus Station. Die Saxophonisten (Blaz Kemperle, Sopran -Saxophon; Erik Nestler, Alt -Saxophon; Alan Luzar, Tenor -Saxophon und Guerino Bellarosa, Bariton -Saxophon) kennen sich seit ihrem Studium beim Saxophon-Papst Daniel Gauthier an der Musikhochschule Köln. Im Jahre 2006 gründeten sie ihr “Signum Quartet”, ein Entschluss, den sie vermutlich nicht bereut haben. Sie sind sie inzwischen weltweit in ersten Konzertsälen gerngesehene Gäste – als Quartett, gemeinsam mit Orchestern oder mit ausgewählten Kammermusikpartnern. Im Zeughaus war es der 1982 in Usbekistan geborene Pianist Michail Lifits.

“Ohne Selbstvertrauen kann man nicht auf der Bühne stehen, aber man muss auch Vertrauen in die Partner haben”, beschreibt Alan Luzar, was auch die Zuhörer spüren. Diese vier Musiker, denen spieltechnische Probleme fremd zu sein scheinen und die mit jeder Faser ihres Wesens in und mit der Musik leben, die sie vermitteln, achten sorgsam und ohne jede Eitelkeit aufeinander. So gelingen ihre nicht selten hoch virtuosen Vorträge bis in die kleinsten Floskeln ausgearbeitet und in vollendeter Stimmigkeit.

Der für seine stilsicheren Arrangements mehrfach ausgezeichnete Oboist und Komponist Andreas Nicolai Tarkmann hat den “Signums” die “Bilder einer Ausstellung” so recht in ihre Instrumente geschrieben. Die Farben und Ausdrucksformen der Bilder seines Freundes Viktor Hartmann, die Modest Mussorgski so treffend zu schildern wusste, sind auch in dieser gelungenen Bearbeitung zu finden. Hier überzeugte vor allem – neben stupender Technik – das unerschöpflich erscheinende Lautstärkespektrum des Quartetts.

Zurückgenommen, mit staunenswerter Pianokultur und faszinierendem Einfühlungsvermögen, fesselte Samuel Barbers berühmtes “Adagio”, bei dem wohl niemand im ausverkauften Saal die originale Streicherbesetzung vermisste.

Der Holländer Wijnand van Klaveren hat Nikolai Rimski-Korsakows beliebte “Scheherazade” für Saxophonquartett und Klavier bearbeitet – hier verband sich das lockere, anschmiegsame Quartettspiel nahtlos mit dem federnd leicht anmutenden Klavierspiel des Michail Lifits.

Dieser konnte seine spieltechnische und interpretatorische Kunst in der abschließenden, vom Quartett selbst verfassten Bearbeitung der “Rhapsody in Blue” von George Gershwin noch ausgiebiger beweisen. Die fünf nun mehr und mehr aus sich herausgehenden Musiker wussten mit mühsam gebremstem Temperament den Saal zum Swingen zu bringen und wurden mit Jubel überschüttet.

Quelle: NGZ

ONLINE KRITIK